Pointen folgen in Büttelborn Schlag auf Schlag
Özgür Cebe gibt im Café Extra den Intellektuellen im Körper eines Assis.

BÜTTELBORN - "Willst Du hier hochkommen und ich setz mich runter." Mit einem verbalen Schlagabtausch begann am Freitag der Kabarettabend im Büttelborner Café Extra. Der ehemalige Büttelborner Revierförster Rolf Meyer lieferte sich sehr zur Begeisterung des übrigen Publikums ein Wortgefecht mit Özgür Cebe, der zum Auftakt seines Auftritts noch an der Theke des Cafés sitzend gemütlich einen Espresso schlürfte. Letztlich blieb die Bühne aber doch dem Kabarettisten mit seinem Vortrag "Ghettos Faust" vorbehalten. Der aus Bonn stammende Mittvierziger mit Migrationshintergrund hatte den Machern des Café Extra beim Reinheimer Satirelöwen so gut gefallen, dass sie ihn engagiert hatten. Schlag auf Schlag setzte der Stand-up-Kabarettist am Freitagabend seine Pointen und begeisterte mit seiner Mischung, die zwischen Vorstadtghetto und Universitätsbibliothek rangiert.
Mit Blick auf den Titel "Ghettos Faust" berichtete Cebe, dass er in Bonn in einem Stadtteil aufgewachsen sei, in dem die einzige ausländische Familie in seinem Block Schulz hieß. "Meine Frau sagt immer, ich sei ein Intellektueller im Körper eines Assis", erzählte er und zeigte, dass beide Welten durchaus auch Berührungspunkte haben können. So trug er den berühmten Monolog aus Goethes Faust zur Begeisterung des Publikums als Rap-Battle vor. "Die Intellektuellen bei uns im Viertel, die verticken Günter Gras", frotzelte er weiter und tanzte immer wieder mit seinen Ausführungen zwischen Freigeist und geistfrei, wie es sein Vater einst charakterisierte.
Mitleid hatten die Zuhörer mit Özgür Cebe, als dieser berichtete von der Waldorf-Schule geflogen zu sein, weil er keine Striche auf den Umlauten seines Namens habe tanzen können. Seine Erfahrungen als Familienvater teilte er ebenfalls mit: "Ich vermisse die Kinderfreundlichkeit in Deutschland - die meisten Kinder sind nicht freundlich", sagte er, um seine Zuhörer danach nachdenklich zu stimmen: "Wer für ein friedliches Miteinander ist, der sollte mit Anderen miteinander leben."
Natürlich durfte auch ein Ausflug in die multimedial vernetzte Welt nicht fehlen. Hier witzelte Cebe, dass bei manchen Menschen wie etwa US-Präsident Donald Trump das einzig Intelligente am Körper das Smartphone sei. Verwundert äußerte sich der Kabarettist im Zusammenhang mit Netflix und Facebook darüber, dass manche Zeitgenossen glaubten, von außerirdischen Reptiloiden beherrscht zu werden. "Wobei, wenn ich mir Jogi Löw so anhöre...", fuhr er fort, ehe er in Abwandlung von Louis Armstrongs Text "What a digital World" anstimmte.
Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 28.1.2019 – Text: Marc Schüler – Bild: Marc Schüler