Medienecho
Büttelborn: Lästern über Bayern, Söder und die neue Regierung
„Mamma Mia Bavaria – toll. Das schöne Abba-Musical auf bayrisch, da mussten wir hin.“ So freut sich die Touristin auf der Bühne des Worfelder Bürgerhauses, die gerade auf der Suche nach ihrem Gatten ist. „Es ist so schön bei Ihnen, man wird nicht gleich von Sehenswürdigkeiten erschlagen“, fährt sie unter den ersten Lachern des Publikums fort, denn hinter dem Deckmäntelchen der Touristin verbirgt sich die bayrische Kabarettistin Luise Kinseher, die auf Einladung des Büttelborner Café Extra in Worfelden in ihre Paraderolle als bayrische Schutzpatronin Mama Bavaria schlüpft, bekannt von ihrer alljährlichen Politik-Abrechnung auf dem Münchner „Nockherberg“.
„Auch wenn die Zahlen hoch sind, das Cafè Extra gibt nicht auf. Wir machen weiter und haben schon unser Programm für 2022 festgelegt“, verkündete Jana Schäfer vom Büttelborner Kulturamt bei der Begrüßung des Publikums. Und auch die Kabarettistin wusste diese Einstellung zu schätzen, waren doch ihre weiteren Auftritte im Rhein-Main-Gebiet abgesagt worden.
Hervorragend aufgelegt, widmete sie sich als bayrische Urmutter mit vielen Spitzen ihrem Lieblingsthema: Bayern, dem Wirtshaus als dessen Keimzelle, der das dortige politische Handeln bestimmenden Partei und dem von ihr gestellten Ministerpräsidenten.
„In Bayern, vor allem in Niederbayern, wird man in die CSU reingeboren. Da hat man die Mitgliedschaft von Geburt an“, lästerte Kinseher mit Blick auf die in Bayern staatstragende Partei und fuhr fort: „Nur bei mir, da hieß es, die CSU sei voll.“ Auch von ihrem Versuch als Mama Bavaria der 16 Millionen Bayern, bayrische Ministerpräsidentin zu werden. „Aber in der Parteizentrale hieß es nur: Eine Frau mit 16 Millionen Kindern? Die sollte lieber daheimbleiben. Tja, wer als Frau in Bayern was werden will, muss ins Ausland. Unsere Sissi ist sogar Kaiserin geworden.“
Unverständnis äußerte sie über die Popularität, die Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im zurückliegenden Jahr auch mit Blick um die Bewerbung als Kanzlerkandidat bundesweit erfahren habe. „Dabei heißt es in seiner eigenen Partei schon immer ‚Blöd – Blöder – Söder‘“, scherzte sie unter dem Geläcjhter des Publikums.
Schwieriger wird es laut Kinseher, nach dem Regierungswechsel politisches Kabarett zu machen, denn „Der Neue“ sei ja kaum zu sehen und die Grünen könne man heutzutage leicht mit der FDP verwechseln. Zudem gab sie einen Ausblick in die Zukunft Deutschlands mit Regierung mit grüner Beteiligung: „Wir werden alle Klimatarier – da darf man Fleisch essen, aber nur aus heimischer CO2-freier Schneckenzucht“.
Auch die bayrische Kultur brachte sie den Hessen in kurzweiliger Form näher. So erfuhr das Publikum, dass das Grab von Maria Hellwig in Reit im Winkel das bayrische Taj Mahal sei und Alfons Schubeck wegen der Diskussion „Mit oder Ohne“ (Schweinebraten mit oder ohne Ingwer) seine 98 Kochbücher an die Münchner Rathaustür genagelt habe.
Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 06.12.2021 – Text: Marc Schüler – Bild: Marc Schüler