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Pour le plaisir

„Der Lockdown geht uns fürchterlich auf den Keks“, sagt Marcel Adam. Aber der beliebte Lothringer Liedermacher lässt sich auch in dieser schweren Zeit nicht unterkriegen. Gemeinsam mit seinem Sohn Yann Loup hat er im Café Extra in Büttelborn, bei Darmstadt, ein zweistündiges Konzert gegeben, das seine Fans sich zu Adams 70. Geburtstag im Livestream ansehen können. Man erfährt aber auch Interessantes aus seinem Leben.

Kennt denn dieser Franzose kein Verfallsdatum? Seine einnehmende Stimme, süffig wie Moselwein, sein hinreißendes Lächeln, sein Charme, seine humorvollen Geschichten – ganz wie seine Fans ihn kennen. Ein lockerer Spruch über die Lippen, und schon packt hat der Chansonnier auch digital sein Publikum.

Die schönsten und beliebtesten Lieder haben Vater und Sohn ausgewählt. Da ist Bob Dylans „The girl from Northern Country”, das Marcel auf Deutsch umgeschrieben hat und eine wunderbare Hommage an seine Frau darstellt. Nicht fehlen darf das Kultlied „S’Onna uff de Bank“, ein liebevolles Lied zur Erinnerung an seine Oma aus Hambach in Lothringen, wo Marcel als Junge alle Ferien verbracht hat. Beziehungslieder sind „Ich will den Platz in meinem Herzen neu vermieten“, „Du lässt dich geh’n“ oder „La maman du bébé“. Wir erfahren dabei vom Beziehungs-Stress des „Frauenflüsterers“, den „ja wohl jeder schon gehabt hat“, und Marcels Augen blitzen dabei ganz schön ironisch.

Und dann gibt’s jede Menge Gänsehaut. Bei Nenas „Wunder gescheh’n“, Bette Midlers „Die Rose (Liebe ist wie wildes Wasser)“, Yann Loups „Aicha“ stellen sich sämtliche Häutchen. „Wenn wir einen Saal haben, der voll ist, gibt es bei diesen Liedern immer eine ganz besondere Stimmung, und die Leute sind voll dabei“, verrät Marcel. Als Krönung schließlich Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten“ und Leonard Cohens „Halleluja“. Dabei ist schließlich auch der einzige Song, wegen dem ein Groupie einen Schlagzeuger verführt.

Die Stimmen der beiden Chansonniers zeichnen sich durch emotionale Direktheit und musikalische Feinfühligkeit aus, ihr Gesang durch ungekünstelte Intensität. Während der Vater eine hellere Stimme und deutlichere Artikulation hat, intoniert der Sohn mit dunkel gefärbter Stimme und manchmal fast hauchig. So macht ihr abwechselnder Gesang das Konzert sehr kurzweilig, und gemeinsam singen sie richtig stimmig.

Im Interview erfährt der Zuhörer, dass Marcel Adam schon als kleines Kind sehr viel gesungen und Radio gehört habe, was sich auch in dem Lied „On min Radio“ niedergeschlagen hat. Schon mit elf Jahren habe er das Priesterseminar besucht und dort alles gelesen, was ihm in die Finger geriet. Aus Langeweile habe er sogar angefangen Gedichte zu schreiben und Reime zu notieren. Seine Lieder seien oft ganz persönliche Lieder, „Scheiben des Lebens“, wie er sie nennt. „Höre ich einen schönen Satz, notiere ich ihn, vielleicht kann ich ihn irgendwann gebrauchen.“ Dabei erweist er sich als dankbarer Interviewpartner, der lediglich ein Stichwort braucht, um im Redefluss kaum zu bremsen ist.

Das Konzert wird noch bis 15. März online übertragen. Tickets gibt es bei cafeeextra@buettelborn.de. Kartenpreis pro Screen 19 Euro.