Medienecho
Büttelborn erinnert sich an Sophie Scholl
„Es ging ihr ums Tun, nicht ums Siegen“, betont Tim Pröse: Der namhafte Reporter erinnerte in einer szenischen Lesung im Café Extra an Sophie Scholl als aufrechte junge Frau des Widerstands gegen Hitler – beispielhaft auch heute in schwieriger Zeit.
Sophie Scholl, die am 22. Februar 1943 mit nur 21 Jahren ebenso wie ihr Bruder Hans und Christoph Probst als Mitglied der Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ von den Nazis hingerichtet wurde, habe uns eine Botschaft hinterlassen, so Pröse: „Ich möchte diese Flamme weitertragen, Sophie soll keine entrückte Ikone sein. Sie hat uns ihre Hoffnung auf den Mut zur Revolte hinterlassen.“
In seinem Buch „Jahrhundertzeugen“ skizziert Pröse auch Sophie Scholl anlässlich ihres 100. Geburtstags am 9. Mai 2021. „Sophie Scholl war schon früh im Leben meine Heldin“, sagte er. Dass es ihm ein Herzensanliegen ist, an sie zu erinnern, an das lebensfrohe Mädchen und an die junge Frau, die nach anfänglicher Begeisterung im Bund Deutscher Mädchen (BDM) umzudenken begann und ihrem Gewissen im Widerstand folgte, machte die Emotionalität des Abends aus. Unter den rund 15 Gästen waren einige Jugendliche. Lebhafter Austausch bezeugte am Ende, wie sehr Pröses Porträt die Gemüter bewegt hatte.
Anhand von Material aus dem Nachlass Sophie Scholls, das Pröse im Münchner Institut für Zeitgeschichte einsehen konnte, sowie privater Aufzeichnungen ihrer Schwester Inge Aicher-Scholl hat Pröse das bekannte Bild von Sophie Scholl neu ausgeleuchtet. Er holte sie nah heran als ein die Natur liebendes, im christlichen Glauben verankertes Mädchen – lebhaft, beliebt, mit wachem Verstand und großem Herzen, das für Freiheit schlug: Mit Bleistift habe sie dieses Wort noch in der Todeszelle auf die Rückseite der Anklageschrift geschrieben, so Pröse. Private Fotos aus dem Nachlass zeigten eine dem Leben zugewandte Sophie Scholl, und die Wiedergabe von Liedern ihrer Zeit, die sie mochte – etwa Lilian Harvey: „Irgendwo auf der Welt“ – gaben Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt.
Pröse erzählte von Sophie Scholls innerer Ruhe, die sie trug – auch noch, als das Todesurteil wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung feststand. Dabei hätte sie in Verhören widerrufen können – sie tat es nicht. Überliefert sei Sophies Ruhe durch eine Zellengenossin und vom Henker Johann Reichhart, der sagte, sie sei mit „kindlich fester Bereitschaft“ zur Guillotine gegangen.
Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 17.05.2022 – Text: Charlotte Martin – Bild: Archivfoto Pröse